Rhein-Neckar-Blog: Erfundener Terroranschlag ruft massive Kritik hervor

Stuttgart, 26.März 2018. Es sollte eine Satire sein, nur niemand hat sie als solche erkannt. In der Nacht von Samstag auf Sonntag veröffentlichte das lokale Portal Rheinneckarblog, es habe einen Terroranschlag in Mannheim gegeben. Von über 130 Toten, hunderten Verletzten, Blutbad, Chaos und dem Einsatz von Antiterroreinheiten wird berichtet. Alles nur Fake-News oder, wie der Betreiber der Plattform, Hardy Prothmann, sagt, einfach Gonzo-Journalismus. Eine Erfindung also, die aber bei den behördlichen Dienststellen wie auch im Social-Web für Aufregung sorgte.

Denn in dem Beitrag wurde auch gesagt, es gebe eine Nachrichtensperre. Als die Mannheimer Polizei über Facebook und Twitter klarstellte, dass der „geschilderte Sachverhalt nicht real“ sei, war das Kind schon in den Brunnen gefallen, sprich die Verwirrung groß. Denn die Kennzeichnung als Satire war nicht klar. In den ersten Stunden nach der Veröffentlichung konnten die Leser den Text erst als „Gonzo-Journalismus“, wie Prothmann ihn nennt, erkennen, wenn sie die Bezahlschranke des Blogs überschritten, sprich sich als Abonnenten registrierten. Die Kritik von SWR, FAZ, Deutschlandfunk und anderen Medien sowie von Bloggern war groß.

„Der Rheinneckarblog hat dem Journalismus einen schlechten Dienst erwiesen. Die Veröffentlichung verstößt gegen mehrere Richtlinien aus dem Pressekodex, dem sich Herr Prothmann angeblich verpflichtet hat“, so die DJV-Landesvorsitzende Dagmar Lange. Prothmann verstehe die Kunstform der Satire nicht, ebenso wenig die Intension des Gonzo-Journalismus. „Statt sich im Nachhinein zu rechtfertigen und von „Dummen“ zu sprechen, die auf „eine Aktion“ hereingefallen seien, sollte Prothmann sich entschuldigen. „Horror zu verbreiten, ist sicher nicht die Intension von Satire oder Gonzo-Journalismus“, so Lange.

Gegenüber Meedia sagte Prothmann, man habe „definitiv keine Massenpanik erzeugen“ wollen, wohl aber Aufmerksamkeit für mögliche Bedrohungslagen und für Fake-News. Laut Rhein-Neckar Fernsehen ist die Staatsanwaltschaft Mannheim wegen des Berichts zum angeblichen Terroranschlag aktiv. Geprüft werde, ob ein Anfangsverdacht für eine Straftat besteht.

Red.