Dr. Kai Gniffke (58) ist vom Rundfunk- und Verwaltungsrat des Südwestrundfunks am 23. Mai 2019 in Stuttgart zum neuen Intendanten der Rundfunkanstalt gewählt worden. Nachdem er im ersten Wahlgang noch keine Mehrheit erreichte, setzte er sich dann in der zweiten Runde klar durch.
Der bisherige Leiter der Nachrichtenredaktion ARD Aktuell (Tagesschau und Tagesthemen) erhielt vom Rundfunk- und Verwaltungsrat 56 von 88 Stimmen. Im Landesrundfunkrat Baden-Württemberg erhielt er 34 Stimmen, in dem von Rheinland-Pfalz 22 Stimmen. Das war nach dem Ausgang des ersten Wahlganges überraschend.
Denn diesen hatte die Direktorin des SWR-Landessenders in Stuttgart, Stefanie Schneider mit 46 Stimmen für sich entschieden, auf Gniffke entfielen 42 Stimmen. In den beiden Teilgremien des Rundfunkrates, in denen ein Kandidat überdies nach dem Staatsvertrag auch die Mehrheit erringen muss, lag Stefanie Schneider in Baden-Württemberg und Kai Gniffke in Rheinland-Pfalz jeweils soweit vorne, dass mit einem Schwenk – wie dann beim zweiten Wahlgang - nicht zu rechnen war.
DJV: „Die journalistischen Köpfe sind der Schlüssel zum Erfolg“
Gniffke will den SWR zum „Innovationstreiber Nummer 1“ machen, wie er in seiner Bewerbungsrede betonte. Der Landesvorstand des DJV Baden-Württemberg gratulierte Kai Gniffke zu seiner Wahl und
verband damit den Wunsch, den SWR nicht nur zum Innovationstreiber innerhalb der ARD zu machen, sondern mit ebensolchem Elan auch für die notwendige redaktionelle Ausstattung zu sorgen, um junge
Mediennutzer anzusprechen.
„Nicht die digitale Technik, sondern die journalistischen Köpfe dahinter sind der Schlüssel zum Erfolg. Ohne die personelle Ausstattung in den Redaktionen ist die geforderte und erforderliche
journalistische Qualität auf allen Kanälen nicht zu halten bzw. zu entwickeln. Neue Formate brauchen einen Pool von versierten Journalist*innen“, unterstrich die DJV-Landesvorsitzende Dagmar
Lange.
Kreativzentrum in Baden-Baden geplant
Gniffke möchte in Baden-Baden ein Zentrum für Innovationen aufbauen, um unter anderem neue Videoformate zu entwickeln, sich mit der Start-up-Szene zu vernetzen und die digitalen Kanäle sowie
soziale Medien besser zu bespielen. Kurz: um den öffentlich-rechtlichen Rundfunk als seriöse journalistische Alternative zu Facebook und Youtube zu entwickeln.
Schneider wie Gniffke betonten die Wichtigkeit, die Abwanderung junger Mediennutzer weg vom klassischen Journalismus stoppen zu wollen, weil dies essenziell für die Demokratie sei.
Beide Kandidaten hatten zu Beginn der Sitzung jeweils in einer Stunde ihre Vorstellungen für die Weiterentwicklung – inhaltlich wie organisatorisch - der zweitgrößten ARD-Anstalt vorgetragen und wurden von den Gremien dazu befragt. Gniffke tritt seinen Postern voraussichtlich in diesem Sommer an. Stefanie Schneider bleibt weiterhin Landessenderdirektorin und stellvertretende Intendantin. Gniffke wird Nachfolger des seit 2006 amtierenden Intendanten und derzeitigen Arte-Präsidenten Peter Boudgoust, der im Dezember 2018 überraschend verkündet hatte, dass er sein Amt bis Mitte dieses Jahres abgeben wolle, um seinem Nachfolger die Chance zu geben, anstehende strategische Entscheidungen im SWR und in der ARD selbst zu treffen. Seine Amtszeit wäre regulär im April 2022 zu Ende gegangen.