Stuttgart/Mannheim, 26.09.2019 – Die Mediengruppe Dr. Haas hat heute verkündet, ihr Engagement für das Rhein-Neckar-Fernsehen (RNF) nicht fortzuführen. Abermals muss Insolvenz angemeldet werden. Die DJV-Landesvorsitzende Dagmar Lange sieht das Problem von RNF als Teil einer verfehlten Verlags- wie Landespolitik.
Die Mitteilung des Verlags erreichte die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von RNF über Social Media-Kanäle während einer internen Informationsveranstaltung, wie der vorläufige Insolvenzverwalter
Steffen Rauschenbusch von der Mannheimer Kanzlei Ernestus gegenüber dem DJV Baden-Württemberg bestätigte.
Die Mediengruppe Dr. Haas hatte Anfang des Jahres den privaten TV-Sender aus einer Insolvenz heraus übernommen. Damit wollte das Medienunternehmen seine Präsenz beim Bewegtbild ausbauen. Doch die
erwarteten Verkäufe an Werbezeiten hätten sich „entgegen den Erwartungen“ weiter „deutlich verschlechtert“. Die Mediengruppe habe 1,2 Mio. Euro in den Regionalsender investiert, doch damit nicht
einer „strukturell wie konjunkturell bedingten Verschlechterung der wirtschaftlichen Lage des regionalen TV-Senders ausreichend entgegenwirken“ können. Betroffen sind insgesamt 31
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bei RNF.
Zudem sehe die RNF-Geschäftsführung keine wirtschaftliche Perspektive mehr für die Fortführung des TV-Senders. Insolvenzverwalter Rauschenbusch zeigte sich über die nicht abgestimmte
Pressemitteilung der Dr. Haas-Gruppe erstaunt. Zudem sei er erst seit dem 25. September, 16 Uhr, als vorläufiger Insolvenzverwalter eingesetzt und habe noch keinen vollständigen Überblick. Sein
Ziel sei es, den Geschäftsbetrieb möglichst weiterzuführen. Das Insolvenzverfahren läuft zunächst bis Ende November, solange wird auch der Sendebetrieb weitergehen.
Das Regionalfernsehen in der Krise
„Die Mediengruppe Dr. Haas macht es sich einfach zu leicht, wenn sie RNF den Finanzhahn abdreht. Denn die Krise des Regionalfernsehens in Baden-Württemberg ist nur eine Fortsetzung der Krise der
Tageszeitungen, die Gesellschafter der regionalen TV-Anbieter sind“, beurteilt Dagmar Lange, erste Vorsitzende des DJV Baden-Württemberg, die Situation. Nun räche sich, dass die Verleger zulange
keine Konzepte vorgelegt hätten, um qualitätsvollen Journalismus in das digitale Zeitalter zu transformieren.
Laut Lange fordern die baden-württembergischen TV-Regionalveranstalter von der Landesanstalt für Kommunikation (LfK) einen jährlichen Zuschuss von 850.000 Euro je Sender, die LfK kann aber nur
433.000 Euro finanzieren. LfK-Präsident Wolfgang Kreißig sagte dem DJV dazu: „Die LfK kann diese Förderung in dem Umfang nicht leisten.“ Neben dem Geld fehlen auch die Förderkriterien, die sich
bisher nur auf die Infrastruktur beziehen.
Landesmedienanstalten in der Pflicht
Zur Rettung des publizistischen Angebotes und der Arbeitsplätze bei RNF sieht Götz Münstermann, Kreisvorsitzender des DJV Mannheim/Heidelberg, jetzt die beiden Landesmedienanstalten in
Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz in der Pflicht. „Ohne Not und entgegen aller wirtschaftlichen und publizistischen Vernunft haben die beiden Anstalten RNF bei der Lizenzierung für das
RTL-Fenster ausgebootet“, so Münstermann.
Mit Blick auf die gesamte Verlagslandschaft kommt die DJV-Landesvorsitzende Lange zu dem Schluss: „Es ist höchste Zeit, seitens der Landesregierung Medienpolitik zu machen.“