Die Journalistin und ARD-Fernsehmoderatorin Anja Reschke (*1972) wird 2019 mit dem Siebenpfeiffer-Preis ausgezeichnet. Seit 2001 moderiert sie das Fernsehmagazin Panorama für den Norddeutschen
Rundfunk und leitet seit 2015 die Abteilung Innenpolitik im NDR-Fernsehen in Hamburg.
Großes Aufsehen erregte Reschkes Kommentar "Hetze gegen Flüchtlinge" in den Tagesthemen ("Das Erste") im August 2015. Tenor des Kommentars war, Fremden offen zu begegnen und sich gegen die Hetze gegen Ausländer zu stellen. "So kann es nicht weitergehen", betonte Reschke, Strafverfolgung allein reiche aber nicht. "Die Hassschreiber müssen kapieren, dass diese Gesellschaft das nicht toleriert. Wenn man also nicht der Meinung ist, dass alle Flüchtlinge Schmarotzer sind, die verjagt, vebrannt oder vergast werden sollen, dann sollte man dies ganz deutlich kundtun". Deshalb brauche es "einen neuen Aufstand der Anständigen". Nach diesem Kommentar wurden Reschke und ihre Familie von zahlreichen Menschen im Netz längere Zeit heftig attackiert. Sie selbst wurde Opfer dieser "Hatespeech", die sie in ihrem Kommentar angeprangert hatte und die in der Zeit der starken Zuwanderung von Flüchtlingen enorm angewachsen waren. Reschkes Kommentar wurde als Video in facebook allein über elf Millionen Mal angesehen. Ende 2018 erschien Reschkes Buch "Haltung zeigen". Ein starkes Plädoyer für einen Journalismus, der im Sinne der freien, demokratischen Grundordnung Stellung bezieht. In ihrem Buch fordert sie auf, Haltung zu zeigen, auch Journalisten dürften (müßten) eine Meinung, eine Haltung haben. Die Jury der Siebenpfeiffer-Stiftung in Homburg/ Saar unter dem Vorsitz des Intendanten des Saarländischen Rundfunks, Professor Thomas Kleist, sieht Anja Reschke als "Kämpferin gegen die moderne Form der Zensur, die Bedrohung der Pressefreiheit durch die "Hater" und Trolle im Netz".
"Anja Reschke zeigt seit Jahren durch ihre journalistische Arbeit Rückgrat. Ihre Haltung beinhaltet Mut und Stärke und fordert dazu auf, uns auf unsere Grundgesetz zu besinnen, das in diesem Jahr seinen 70. Geburtstag feiert. Journalistisches Engagement ohne Rücksichten auf Karriere oder finanzielle Vorteile soll mit dem Preis gewürdigt werden - steht in der Ausschreibung des Siebenpfeiffer- Preises. Anja Reschkes Engagement geht sogar noch weiter, nimmt sogar körperliche Versehrtheit in Kauf (sie erhielt Morddrohungen), um ihre Meinung frei äußern zu können. Siebenpfeiffers Bekenntnis lebt sie, erinnert an etwas, was viel zu viele vergessen haben: Für etwas stehen, zu etws stehen und überhaupt eine Meinung zu haben", so die Begründung der Jury. Mit dem Preis werden JournalistInnen bedacht, die sich in der Tradition des badisch-saarpfälzischen Freiheitskämpfers und Journalisten Philipp Jakob Siebenpfeiffer (*1789 in Lahr, +1845in Bern) heute für die freiheitlichen Grundrechte und die demokratischen Grundwerte in herausragender Weise engagieren und damit gesellschaftspolitische Verantwortung übernehmen.
In Sinne dieses "Märtyrers der Pressefreiheit" (Alfred Grosser) arbeitet die Siebenpfeiffer-Stiftung. Ihre Gründer und Träger seit 1986 sind u.a. der Saarpfalz-Kreis mit Sitz in der Universitätsstadt Homburg/ Saar sowie die DJV-Landesverbände Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz und Saarland. Die Verleihung des Preises findet am Sonntag. 10. November 2019, um 11 Uhr im Homburger Forum statt.
Karl Geibel