Mitgliederinfo zum Wegfall der SWR4-Mittagssendungen

 

 Der SWR plant weitere Einschnitte im Radioprogramm, um Kapazitäten für die Online-Berichterstattung zu schaffen. Dazu informieren unser Landesvorsitzender und der Fachausschuss Rundfunk die DJV-Mitglieder und wenden sich auch an den SWR-Intendanten und die Landessenderdirektorin:

 Mit großem Bedauern nehmen wir zur Kenntnis, dass die reichweitenstarke regionale Mittagssendung im Hörfunkprogramm SWR4 wegfallen soll, um Kapazitäten für die Online-Berichterstattung zu schaffen. Das Ziel, die Online-Nachrichten auszubauen, unterstützen wir selbstverständlich. Die Bemühungen, neue Stellen in diesem Bereich zu schaffen, erkennen wir an. Aber dafür jetzt ausgerechnet ein Angebot zu streichen, dass mit Regionalität und Aktualität gerade die Kernkompetenzen des Südwestrundfunks mit großer Akzeptanz bei den Menschen verbindet, leuchtet uns nicht ein. Gerade nach Streichung der regionalen Frühsendungen strebt der SWR jetzt offenbar einen weiteren Wegfall von linearen Informationsangeboten bei SWR 4 an.

 Mit Sorge sehen wir, dass dadurch die journalistische Vielfalt in ganzen Regionen unseres Landes in Frage steht – gerade dort, wo der SWR präsenter ist als andere Medien. Dies aufzugeben, ist gerade in Zeiten wieder steigender Akzeptanz der öffentlich-rechtlichen Angebote fahrlässig. Und nicht zuletzt dürfen Radio und Online, dürfen auch neue und bisherige Nutzer*innen nicht gegeneinander ausgespielt werden. „Online first“ darf nicht zu „Online only“ führen, wodurch treue Hörer*innen-Gruppen von vornherein ausgegrenzt würden.

 Außerdem erwarten wir, dass die frei werdenden Ressourcen auch in eine wirkliche Verbesserung des regionalen Online-Angebots fließen. Hier muss die Kernkompetenz des SWR, die regionale Berichterstattung, auf neuen Ausspielwegen unbedingt sichergestellt werden, etwa durch Podcasts oder ähnliche Formate, die es ermöglichen, gutes journalistisches Handwerk auch in der neuen digitalen Welt zur Geltung zu bringen.

 Wichtig ist zudem, die Kolleginnen und Kollegen in den Regionalstudios für die neuen Aufgaben bestmöglich zu schulen. Es darf auch nicht zu weiterer Arbeitsverdichtung bis hin zur Überlastung ohne Ausgleich kommen. Dabei hoffen wir, dass der journalistische Charakter der regionalen Angebote des SWR in der täglichen redaktionellen Umsetzung erhalten bleibt.

 

 Markus Pfalzgraf, Landesvorsitzender DJV Baden-Württemberg

 

Anke Vetter, Vorsitzende DJV-Fachausschuss Rundfunk

 

Antwort des SWR

Inzwischen hat der SWR reagiert: Intendant Kai Gniffke hat uns gegenüber noch einmal erklärt, warum er die Umschichtung vom regionalen Radioprogramm hin zu mehr Online-Berichterstattung verfolgt. Gniffke begründet dies unter anderem damit, dass der Sender 75 Prozent seines Budgets für die Zielgruppe im Alter über 50 Jahren ausgebe. Für die andere Hälfte der Bevölkerung blieben 25 Prozent über. Eine Verlagerung hin zu mehr digitalen Angeboten sei fairer und fördere die journalistische Vielfalt im Regionalen. Die Sorge vor einer Einschränkung dieser Vielfalt teile er also nicht. 

 

Über die grundsätzliche Unterstützung des DJV beim Ausbau der Online-Nachrichten freute sich der Intendant ausdrücklich.