DJV Baden-Württemberg erklärt Verhandlungsergebnis
Der Tarifabschluss zwischen Gewerkschaft und Zeitungsverlagen sorgt für viele Diskussionen und Fragen. Dabei sind auch viele Spekulationen, Halb- und Unwahrheiten im Umlauf. Der DJV Baden-Württemberg klärt auf.
Der Abschluss, dem zumindest der DJV inzwischen zugestimmt hat, sieht vor, dass Zeitungsredakteur*innen eine steuerfreie Corona-Prämie in Höhe von 500 Euro und eine Lohnsteigerung von insgesamt 3,5 Prozent bekommen: 1,5 Prozent mehr Gehalt ab 1. September und 2,0 Prozent mehr Gehalt ab 1. Juni 2023 bei 28 Monaten Laufzeit des Gehaltstarifvertrags. Volontärinnen und Volontäre bekommen ebenfalls 500 Euro Corona-Prämie, außerdem 100 Euro mehr Lohn ab 1. September und 2,0 Prozent mehr ab 1. Juni 2023.
Dazu erklären Christoph Holbein, der als Fachausschussvorsitzender der Redakteure und Betriebsrätinnen im DJV Baden-Württemberg auf Bundesebene mit verhandelt hat, und DJV-Landesvorsitzender Markus Pfalzgraf:
Ja, wir hatten uns mehr erhofft. Und ja, wir kommen diesmal nicht an die Inflationsentwicklung heran. Aber: Im Rahmen des derzeit Möglichen ist das ein akzeptabler Abschluss, gerade auch für Volos. Mehr wäre nicht drin gewesen – auch nicht mit Streiks, die zu diesem Zeitpunkt nicht erfolgversprechend waren.
DJV sichert jetzt Corona-Prämie
Deshalb ist es auch nicht sinnvoll, das Ergebnis jetzt im Nachhinein schlechtzureden: Beide Gewerkschaften saßen am Verhandlungstisch und haben die gemeinsame Forderung nach einer Corona-Prämie vertreten. Die Beteiligten wissen genau, dass die Zeit drängte, um diese Forderung durchzusetzen: Ende März wäre die Steuerfreiheit dafür weggefallen, und übrig geblieben wäre nur die Hälfte. Kurzum: 500 Euro oder 250 Euro oder gar keine Prämie? Da ist unsere Zustimmung klar.
Ohne Not wird in sozialen Medien und mit Presseerklärungen eine übertriebene Aufregung produziert – und das vor den Augen der Verleger*innen. Wer behauptet, es hätte ein besseres Ergebnis erzielt werden können, irrt. Die Beteiligten wissen, dass in der aktuellen Lage keine größeren Streiks möglich waren, und zwar bei beiden Gewerkschaften nicht, da waren die Signale eindeutig. Eine Ausnahme sind hier vielleicht die Stuttgarter Zeitung/Nachrichten, dort ist die Lage aber eine andere – angesichts massiver Kürzungspläne, die aber nichts mit Tarifverhandlungen zu tun haben.
Verständnis für Unmut im Stuttgarter Pressehaus
„Wir können absolut nachvollziehen, dass gerade die Kolleginnen und Kollegen bei StZ/StN aufgrund der angekündigten Umstrukturierung mit massivem Stellenabbau sehr frustriert sind. Auch in dieser Frage versichern wir den Betroffenen unsere volle Unterstützung. Aber man muss auch wissen, dass dies aus rechtlichen Gründen nicht mit einem Streik im Rahmen von laufenden Tarifverhandlungen verbunden werden kann,“ ergänzt DJV-Landesgeschäftsführer Gregor Schwarz.
Anderslautendes Geraune ohne weitere, streikbereite Betriebe zu nennen, hilft jedenfalls nicht weiter. Dass sogar die Streikfähigkeit des DJV grundsätzlich angezweifelt wird, ist eine bodenlose Spekulation, die in dieser Diskussion nichts zu suchen hat. Der DJV ist grundsätzlich streikfähig und hat alle dafür nötigen Mittel, daran kann es gar keinen Zweifel geben. Wir können nach bestem Wissen und Gewissen sagen: Unsere Leute haben das in der aktuellen Situation bestmögliche für unsere Mitglieder herausgeholt.
Wir werden auch immer wieder mit einer Behauptung konfrontiert, unser Verhandlungsführer Stefan Endter soll bei der vorletzten Runde seine „Schmerzgrenze“ nach unten vor den Verlegern geäußert haben. Das habe zu einem schlechten Ergebnis geführt. Das Gegenteil ist wahr: Selbstverständlich werden der Gegenseite bei Verhandlungen keine solchen Zahlen oder Strategien offenbart.
Unser Verhandlungsführer Stefan Endter stellt klar: „Behauptungen, der DJV habe ein schlechtes Tarifergebnis erzielt, weil er den Verlegern seine ‚Schmerzgrenze" offengelegt habe, sind falsch!“
Wir hoffen, das Gerücht damit aufgeklärt zu haben.
Endter entkräftet eine weitere Behauptung eines angeblichen Angebots der Verleger für eine höhere Einmalzahlung, das es aber so nicht gegeben hat:
"Wir hören den Vorwurf, der DJV habe eine Festbetragserhöhung von 80 € zugunsten einer schlechteren linearen Erhöhung ausgeschlagen. Dies ist falsch. Richtig ist zwar, dass DJV und ver.di gemeinsam eine Festbetragserhöhung für 2022 gefordert hatten. In der fünften Verhandlungsrunde gab es kein entsprechendes Angebot des BDZV."
Rückkehr zur Geschlossenheit wichtig
Einseitige Anschuldigungen nutzen nur der eigentlichen Gegenseite in den Verhandlungen. Wir Gewerkschaften sollten uns nicht auseinandertreiben lassen. Uns ist und war zu jedem Zeitpunkt der Verhandlungen an einem guten Verhältnis untereinander gelegen.
Deshalb ruft der Landesvorstand des DJV Baden-Württemberg die dju in Ver.di auf, zum gemeinsamen Vorgehen zurückzukehren.
Der DJV-Landesvorstand