Was eine beispielhafte freiberufliche Kulturjournalistin uns zu sagen hat
Wer heute als freie Journalistin arbeitet, hat mit verschiedenen Herausforderungen zu kämpfen: sinkende Honorare und Auftragseinbrüche hatten manche ohnehin schon zu verkraften, als dann noch die Pandemie kam. Andere sind nach wie vor gut im Geschäft, konnten oder mussten ihre Palette in den vergangenen Jahren ausbauen.
Ein inspirierendes Beispiel für alle gibt Clara Menck, die vor mehr als 120 Jahren in Berlin geboren wurde. Sie studierte und lebte in freigeistigen, künstlerischen und philosophischen Kreisen in den 1920er Jahren in Freiburg und Heidelberg, bevor sie für eine lange Zeit der Isolation auch aufgrund des jüdischen Hintergrunds ihres Vaters nach Stuttgart ging. Erst nach 1945 wurde sie journalistisch tätig und baute sich aus dem Stand ein beeindruckendes Netz vielfältiger Zeitungen und Zeitschriften auf, die ihre Artikel druckten. Sie entwickelte Schwerpunkte in Theaterkritik und Feuilleton allgemein und für die sie als freie Kulturkorrespondentin in Stuttgart und darüber hinaus einen Schwerpunkt entwickelte.
„Den raschen Aufstieg verdankte sie jedoch von Anfang an ihrem unverwechselbaren Denk- und Schreibstil, ihrer jetzt freigesetzten Initiativkraft und der Qualität ihrer Arbeit: Unter den Leuten der ersten Stunde war das Sichdurchsetzen schwierig wie in „schön harten“ Zeiten.“
So beschreibt Thomas Menck in der „Lebensskizze“ seiner Mutter Clara Menck ihren Berufseinstieg. Weiterhin beschreibt er, wie sie sich zur hauptberuflichen freien Mitarbeiterin und damit zu einen „Typus des Journalisten“ entwickelte, der sie frei sein ließ, aber auch „wirtschaftlich und auch letzten Endes menschlich verwundbar“ machte – was gleichzeitig Ansporn war und mit dazu führte, dass sie bis an ihr Lebensende schrieb.
Clara Menck machte sich weit über die Kultur- und Medienszene hinaus einen Namen, erhielt das Bundesverdienstkreuz und engagierte sich wohl nicht zuletzt in den Vorläufern des Deutschen Journalistenverbandes im Südwesten.
Dieses noch heute beeindruckende Lebenswerk wollen wir würdigen: Mit einer Veranstaltung, die das Andenken an diese „große alte Dame des Journalismus“, wie es in einem Nachruf heißt, wiederentdeckt und neu beschreibt, aber auch in die Jetztzeit und in die Zukunft überführt: Wie geht Kulturjournalismus, wie freie Mitarbeit heute und morgen? Dazu wollen wir in Gesprächen und Diskussionen Clara Menck erlebbar machen, eine Publikation mit teils überraschenden Beiträgen auch aus dem DJV vorstellen, und schließlich ein neues Stipendium präsentieren.
Details zu Veröffentlichung und Stipendium werden am 26.4. im Hospitalhof in Stuttgart bekannt gegeben. Die Anmeldung ist ab sofort möglich, sie erfolgt über das Fritz Erler Forum. Beiden Institutionen dankt der DJV herzlich für die hervorragende Kooperation.
Ein weiterer Dank gilt den Nachkommen von Clara Menck. Ihre Enkelinnen, insbesondere Arianna Menck, haben durch viele Materialien, Erinnerungen und Kontakte die Veranstaltung in dieser Form erst möglich gemacht.
Sie werden beim Gedenkabend anwesend sein und aus dem Leben ihrer Großmutter berichten.
Ein früherer Beitrag mit weiteren biografischen Informationen zu Clara Menck findet sich hier.