Seit einem halben Jahr besucht Vorstandsmitglied Emanuel Hege Hochschulen im ganzen Bundesland, um über den Journalismus und den DJV zu sprechen. Die Studierenden überraschen ihn immer
wieder mit viel Interesse und scharfsinnigen Gedanken. Seine Eindrücke gibt’s im Video.
Von Tübingen über Konstanz nach Stuttgart bis Friedrichshafen – DJV-BW-Vorstandsmitglied Emanuel Hege ist in den vergangenen Monaten durchs Land gereist, um mit Studierenden ins Gespräch zu
kommen. Bei Abendveranstaltungen und in Vorlesungen spricht er mit dem Nachwuchs über die Herausforderungen des Journalismus, diskutiert über die Formate der Zukunft und informiert über die
Bedeutung des DJV in der aktuellen Zeit. Emanuel Hege fasst die wichtigsten Erkenntnisse der bisherigen Vortragsreihe in drei Punkten zusammen:
1. Studierende haben eine große Leidenschaft für den Journalismus
„Während meines Vortrags stelle ich den Studierenden mehrere Gedanken vor, die mich rund um den Journalismus beschäftigen. Unter anderem erkläre ich ihnen, warum ich die gedruckte Zeitung noch
lange nicht am Ende sehe. Und, warum der Journalismus an sich nicht in der Krise steckt, das Geschäftsmodell aber schon.
Eigentlich sind für diesen Teil des Vortrages nur 20 Minuten eingeplant, häufig wird es aber eine ganze Stunde. Grund sind die leidenschaftlichen Beiträge der Studierenden. Viele ärgern sich über unkreative Verlage und den von Klickzahlen getriebenen Journalismus. Ich merke, dass sie sich mit den Entwicklungen rund um den Journalismus beschäftigen. Zudem beeindrucken mich die vielen scharfsinnigen Wortbeiträge, die auch mir immer wieder ganz neue Denkimpulse geben. Beispielsweise führte uns kürzlich die Diskussion zu der Frage: Was wäre, wenn Netflix oder Amazon plötzlich tagesaktuellen Journalismus machen würden? Im besten Fall ein Innovationsschub für die ganze Branche.“
2. Viel Diskussion um Formate und Ausspielungswege
„Der Journalismus hat eine Zukunft – da sind sich die Studierenden eigentlich immer einig. Diskussionen gibt es stattdessen darüber, wie und wo der Journalismus in Zukunft stattfindet. Viele der
Studierenden glauben, dass Print auch in Zukunft der bedeutendste Ausspielungsweg sein wird. Die Stärken des Journalismus würden sich dort am besten ausspielen lassen.
Dem wird häufig entgegnet, dass der Journalismus die Leute da abholen muss, wo sie sind – auf dem modernen Marktplatz, den Online-Plattformen. Die Studierenden zählen innovative Online-Formate wie Podcasts, Instagram-Kanäle und YouTube-Reportagen auf, die journalistisch hochwertig seien und in Zukunft Geld einbringen könnten. Die Medienunternehmen müssten diese nur ernsthaft vorantreiben.
Über eines ist sich die Mehrzahl der Studierenden jedoch einig: Die bisherige digitale Allzwecklösung vieler Verlage – alle Inhalte auf einer Webseite veröffentlichen – wird den Journalismus der
Zukunft nicht tragen. Zu unpersönlich, zu wenig Orientierung für den Leser und zu wenig individualisiert.“
3. Gewerkschaften sind den Studierenden wichtig
„Ich starte meine Vorträge immer mit einem kleinen Spiel zur Auflockerung. Ich stelle den Studierenden Fragen zu ihrer Mediennutzung und ihren Einstellungen zum Journalismus. Wenn sie zustimmen,
sollen sie aufstehen, wenn nicht, sitzen bleiben. Bei der Frage, ob die Studierenden Gewerkschaften wichtig finden, steht jedes Mal fast der ganze Raum. Später erkläre ich den Studierenden, wofür
der DJV steht und was er seinen Mitgliedern bietet. Ich merke dabei, dass sich der Nachwuchs in den seltensten Fällen mit dem DJV beschäftigt hat, gleichzeitig aber interessiert ist an den
Leistungen und der Relevanz für die Branche, Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer. Kurzum: Die Studierenden erkennen die Wichtigkeit des DJV. Das stimmt mich jedes Mal optimistisch.“
Ein Beitrag von Emanuel Hege
Emanuel Hege ist Redakteur bei der Schwäbischen Zeitung und war seit 202 Vorsitzender des Ausschusses Junge Journalist*innen. Seit 2022 ist er Beisitzer im Landesvorstand. Für den DJV Blickpunkt - Das Medienmagazin für Baden-Württemberg schreibt er über Nachwuchsthemen und Perspektiven für einen modernen Journalismus. Er hakt bei den Jungen der Branche nach, und versucht, deren Anliegen zu vermitteln.